Verschiedene Definitionen versuchen "Legasthenie" zu beschreiben:
"Legasthenie (Lese- Rechtschreibschwäche) bezeichnet eine umschriebene Störung beim Erlernen von Lesen, Schreiben und Recht-schreiben, die weder auf eine allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung, noch auf unzulänglichen Unterricht zurück-geführt werden kann.
Kennzeichnend für eine Legasthenie sind weniger Anfangsschwierigkeiten beim Erwerb der Schriftsprache, als die Diskrepanz zwischen dieser Leistung und den meisten übrigen Lern- und Leistungsmöglichkeiten, sowie das Fortwirken der partiellen Lernschwäche auch nach Verbesserung der Lese- und Rechtschreib-leistung.
Die Fähigkeiten von Schülern mit Legasthenie werden ihrer Rechtschreibung wegen nämlich häufig unterschätzt, sodass es zu Fehlentscheidungen in den Schullauf-bahnen kommt." (Wissenschaftlicher Beirat des Bundesverbandes Legasthenie).
Der Münchener Neuropsychologe Reinhard Werth, Professor für Medizinische Psychologie an der LMU München weist auf die oftmals wenig differenzierte Darstellung hin: "Tatsächlich verbirgt sich hinter dem, was vereinfacht als >Legasthenie< bezeichnet wird, in Wirklichkeit ein ganzes Spektrum von unterschiedlichen Störungen." (Die Wurzeln der Legasthenie, Sonderdruck aus Gehirn&Geist).
Zur Ursache dieser Entwicklungsstörung ist in Lehrbüchern beispielsweise auch Folgendes zu lesen:
"Vermutlich handelt es sich um eine neurophysiologisch-neuropsychologische Störung, die aus einer Kombination von Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen sowie kognitiven Defiziten besteht. Ursachen können zerebrale Funktionsstörungen oder eine genetische Disposition sein. Grobe neurologische und soziale Ursachen fehlen." (H.-J. Möller, G. Laux, A. Diester, Psychiatire und Psychotherapie, Stuttgart 2001).
Die Forschung bemüht sich nun zunehmend im Rahmen sogenannter Präven-tionsüberlegungen heauszufinden, ob sich bereits vor Beginn des Schulbe-suchs Merkmale für eine möglicherweise gestörte Lese- und Rechtschreibleistung finden lassen. Offensichtlich deutet eine schlechte "phonologische Informations-verarbeitung" auf einen weniger erfolgreichen Schriftspracherwerb hin. So können gefährdete Kinder noch früh genug identifiziert und einer fachgerechten Förderung zugeteilt werden, ohne umfangreiche Schwierigkeiten im regulären Unterricht zu bekommen.